Das Feedback-Dilemma

Wenn Produktmanager Kollegen oder Kunden Design-Entwürfe oder fertige Software zeigen, um deren Feedback einzusammeln kann dies unbrauchbar sein.

Wenn Designs erklärt werden

In solchen Fällen wird das Design oft erklärt oder auch konkret erläutert, welche Ideen diesem zugrunde liegen. Ein potentieller Nutzer erhält im Normalfall keine solche Einführung. Dementsprechend ist dies kein realistisches Szenario, um herauszufinden, wie es um die Usability des Produktes steht. Hieraus kann man in den seltensten Fällen alle nötigen Rückschlüsse ziehen, um den Großteil der potentiellen Probleme aus dem Weg zu räumen. 

Zeigt man Menschen etwas, erklärt ihnen was sie sehen und stellt ihnen dann folgende Fragen: „Wie gefällt Ihnen das?”, „Was ist Ihr Feedback dazu?” oder „Haben Sie alles verstanden?” entstehen oft folgende Probleme:

  • Sie sind aufgrund der vorherigen Erklärungen nicht mehr neutral.
  • Sie wissen nicht, was sie beurteilen sollen und/oder fühlen sich zu einer Äußerung gedrängt was zu willkürlichen Antworten führt.
  • Sie sagen aus reiner Nettigkeit ihnen würde das Design gefallen.
  • Sie geben ungern zu, etwas nicht verstanden zu haben. Sie möchten verhindern, dass dies als persönliche Schwäche aufgefasst wird. Dies tritt insbesondere im Arbeitsumfeld auf.

Die Usability lässt sich jedoch nur verbessern, wenn Menschen äußern, was sie für unklar oder unverständlich halten. 

Ehrliches Feedback mit Usability-Tests

Eine Methode um den oben beschrieben Problematiken entgegenzuwirken ist der Usability-Test. Denn hier sind die nötigen Rahmenbedingungen gegeben, um unverfälschte Einblicke in die Usability des Produktes zu gewinnen.

Man unterscheidet zwischen quantitativen und qualitativen Usability-Tests. Bei einem quantitativen Usability-Test geht es um den Beweis einer vorher formulierten Fragestellung, indem man beispielsweise die Vollendungsquote einer Aufgabe und die Dauer der Aufgabenbearbeitung misst. Auf diese Weise können verschiedene Vorschläge für die Gestaltung von Anwendungen getestet und die erfolgreichere Variante gewählt werden. Man erfährt also nicht den Grund für den höheren Erfolg. Der quantitative Usability Test eignet sich für die Evaluation potentieller Lösungen.

Zum Aufspüren von Usability-Problemen in der Entwicklungsphase eines Produktes greift man besser zu einem qualitativen Usability-Test. Hierzu stellt man dem Probanden eine typische Aufgabe und beobachtet ihn beim Versuch sie zu lösen. Forschungen der Usability-Experten Jakob Nielsen und Tom Landauer haben ergeben, dass zwischen drei und sechs Probanden ausreichen, um über 75% der Usability-Probleme aufzudecken. Diese Art Test kannst du einfach selbst durchführen und musst dafür keinen großen Aufwand betreiben.

Fazit

Wie du siehst hat die Art und Weise wie Feedback eingeholt wird einen großen Einfluss auf die Aussagekraft der Ergebnisse. Mit einem Usability-Test kannst du systematisch Erkenntnisse für die Beseitigung von Usability-Problemen gewinnen.

Quellen

  • Steve Krug: Web Usability: Rocket Surgery Made Easy. München 2010.
  • Richter, Michael/Markus D. Flückiger: Usability Engineering kompakt. Benutzbare Produkte gezielt entwickeln. Schlieren 2013. 
  • Jakob Nielsen/Landauer, Thomas K.: A mathematical model of the finding of usability problems, Human Factors in Computing Systems: Interchi ‚ 93. Proceedings of ACM INTERCHI’93 Conference. Amsterdam 1993.
  • Titelfoto von John Schnobrich auf Unsplash