Der Do-It-Yourself Test unterscheidet sich von einem klassischen Usability-Test dadurch, dass bewusst gegen eigentlich geltende Regeln verstoßen wird. Das Ziel ist auf möglichst einfache Weise Erkenntnisse über die Usability eines Produktes zu erlangen.
1. Teste in einem frühen Stadium
Eine vollentwickelte Software erst am Ende zu testen ist keine gute Idee. Im schlimmsten Fall hat man wertvolle Ressourcen verschwendet.
2. Überlege dir eine realistische Aufgabe
Überlege dir zuerst, was du mit diesem Test erreichen willst:
1. Werden die wichtigen Informationen gefunden?
2. Wird das Dargestellte verstanden?
3. Wird erkannt, was der Nutzen der Software ist?
Liste dann die wichtigsten Aufgaben auf, die man mit deiner Software erledigen können soll, wie z.B.
- einen Flug buchen,
- ein Wohnungsinserat finden,
- ein Zugticket kaufen usw.
Behalte dabei die Ziele deiner User im Hinterkopf.
3. Mache den Probanden klar, was getestet wird
Vermeide es deinen Usability-Test vor Probanden als „Test” zu bezeichnen. Es kann dadurch das Missverständnis entstehen, dass die Probanden glauben selbst getestet zu werden anstatt des Produktes. Stelle klar, was du warum testest und nenne den Test-Usability z.B. Auswertung oder Evaluierung.
Dies hilft dir dabei eine urteils- und angstfreie Atmosphäre zu kreieren, in der sich niemand unwohl fühlen muss, wenn er/sie etwas nicht versteht.
4. Zeichne Bildschirm und Ton auf
Eine Kamera ist nicht nötig denn sie kann die Leute davon abhalten an deinem Test teilzunehmen. Ton- und Screencapture-Aufnahmen reichen völlig aus für die spätere Auswertung.
5. Bleibe neutral
Gib auf keinen Fall Hilfestellung und beantworte auch keine Fragen. Wenn ein Proband dir eine Frage stellt, solltest du mit einer Gegenfrage antworten á la „Was denkst du, was passiert, wenn du darauf klickst?”, „Was denkst du, was sich dahinter verbirgt?”, „Was würdest du tun, wenn ich nicht hier wäre?” oder du antwortest schlicht und einfach mit „Ich weiß es nicht.”
Wenn Probanden ihre Meinung äußern, stimme ihnen weder zu, noch nenne deine eigene Meinung. Versuche außerdem neutral zu gucken und auch sonst keine Gefühlsregungen zu zeigen.
6. Bitte die Probanden laut zu denken
Es ist wichtig, dass du die Probanden dazu aufforderst ihre Gedanken zu verbalisieren, sonst gucken sie eventuell nur angestrengt oder denken über irgendetwas nach wovon du nichts weißt.
Stelle also wenn nötig immer wieder die folgenden Fragen:
- “Was denkst du gerade?”,
- „Was schaust du dir an?”
- „Was machst du jetzt?”
- „Was hattest du erwartet?”
- „Was stellst du dir darunter vor?”
- „Gibt es einen Grund, warum du das denkst?”
Bitte stelle keine suggestiven Fragen á la „Findest du das unklar?”, „Ist das klar verständlich?” usw.
Wenn unklar ist, worauf sich der Proband bezieht oder was er genau meint, dann frage nach oder paraphrasiere seine Aussage zur Bestätigung.
7. Denke an deine ethische Verpflichtung
Lass deine Probanden nicht hängen, wenn er/sie zu verzweifeln scheint. Mache eine kurze Pause und erinnere an den Hintergrund bzw. das Ziel des Tests. Stelle klar, dass der Test jederzeit abgebrochen werden kann.
Schütze die Privatsphäre deiner Probanden: Lösche Videoaufnahmen nach der Auswertung, verbreite sie nicht.
8. Zeige Dankbarkeit
Gib deinen Probanden Geld oder eine andere Form der Wertschätzung, wie z.B. Kuchen oder Konzerttickets. Bedanke dich ausdrücklich und betone dabei, dass du wertvolle und sehr hilfreiche Erkenntnisse erhalten hast.
Fazit
Du wirst sehen, die Durchführung von Usability Tests ist gar nicht so schwierig. Für jeden Designer, Product Manager oder Frontendler ist das Zuschauen oder selbst durchführen eines Usability-Tests ein sehr spannendes und erhellendes Erlebnis. Und je öfter du mit Usability-Tests zu tun hast, umso eher wirst du in der Lage sein Probleme zu antizipieren, was dich zu einem besseren Designer machen wird.
Quellen
- Steve Krug: Web Usability: Rocket Surgery Made Easy. München 2010.
- Titelfoto von KOBU Agency auf Unsplash