Low-Budget Usability-Tests

Wer kennt es nicht? Deine Firma betont immer wieder wie wichtig eine agile und iterative Arbeitsweise unter der Berücksichtigung von Nutzerfeedback ist. Möchtest du dann einen Usability-Test im Use-Lab durchführen, wird abgewunken. Zu teuer, zu viel Planungsaufwand und die Frage: Lohnt sich der Aufwand überhaupt? Professionelle Usability-Tests werden in der Praxis weitaus weniger betrieben als oft geglaubt.

Für dich als Designer ist die Evaluierung deiner Entwürfe allerdings essentiell. Doch du brauchst nicht immer ein teures Use-Lab. In vielen Fällen kannst du mit wenig Aufwand Do-It-Yourself-Usability-Tests veranstalten und diese inhouse durchführen. Was dabei zu beachten ist, erfährst du in diesem Artikel.

Inhouse Do-It-Yourself-Usability-Tests

Die Do-It-Yourself-Variante des klassischen Usability-Tests kommt speziell bei Geld- und/oder Zeitmangel zum Einsatz. Sie unterscheidet sich von gewöhnlichen Tests dadurch, dass bewusst gegen eigentlich geltende Vorgaben verstoßen wird. Beispielsweise müssen die Testteilnehmer nicht exakt der Zielgruppe entsprechen. 
Bei einem inhouse-Test, innerhalb des eigenen Unternehmens, kannst du Kollegen als Probanden wählen. Dies ist wesentlich einfacher und spart Zeit und Kosten. Der Test muss zudem nicht wie ein klassischer Test in einem Studio, einem sogenannten Use-Lab stattfinden. Du kannst ihn einfach in einem Büro oder Meeting-Raum veranstalten.

Der Lerneffekt ist enorm. Regelmäßige Inhouse-Test können dir immer wieder die Augen öffnen und wichtige Erkenntnisse bringen. 

Was ist zu beachten?

Die Probanden

In erster Linie gilt es Probanden im Unternehmen zu finden, die möglichst wenig Berührungspunkte mit dem Testobjekt haben. Personen die beruflich bereits Umgang mit dem bestehenden oder einem ähnlichen Produkt haben sind oft voreingenommen. 

Es gibt aber fast in jedem Unternehmen auch Mitarbeiter, die nicht mit oder am Kernprodukt arbeiten. Dazu zählen z.B. Buchhalter, Personaler, IT-Systemadministratoren, das Office Management oder neue Mitarbeiter.

Dieses Vorgehen birgt zwar Risiken: Überqualifizierten Tester fällt die Bedienung des Produktes leichter als dem potentiellen Nutzer. Unterqualifizierte Testpersonen haben Probleme, die bei der Zielgruppe nicht auftreten.

Die gravierendsten Usability-Probleme sollten allerdings auch in einem solchen Szenario deutlich werden. 

Test-Planung und Durchführung

Bei inhouse-Tests fällt natürlich die personelle Unterstützung durch Usability-Experten in einem Use-Lab weg. Du musst den Usability-Test selbst organisieren, durchführen und für das nötige Equipment sorgen. 

Wenn du noch keine oder nur wenig Erfahrung mit Usability-Tests hast kann es natürlich passieren, dass du formelle Fehler machst. Mit einer unrealistischen Aufgabenstellung erhältst du eventuell nicht die nötigen Erkenntnisse. Achte auch darauf während der Evaluierung keine suggestiven Fragen zu stellen oder Hinweise zu geben. Aber keine Sorge, versuche es einfach, aus Fehlern lernt man!

Tipps für deinen Usability-Test findest du hier.

Die Auswertung

Sofern du dein eigenes Konzept testest kann es herausfordernd sein die Ergebnisse neutral auszuwerten ohne sie unbewusst positiv zu beeinflussen. Hilfreich ist dann Kollegen zu bitten die Aufzeichnungen der Tests und deine Auswertung durchzugehen. 

Außerdem solltest du bei der Auswertung der Ergebnisse evaluieren, inwiefern die aufgetretenen Probleme auf die Auswahl der Testpersonen zurückzuführen sind. 

Wann ist ein klassischer Usability-Test nötig?

Bei weitreichenden Entscheidungen lohnt sich die Investition in einen klassischen Usability-Test:

  • Das Produkt soll komplett neu ausgerichtet,
  • Die Gestaltung radikal geändert,
  • Wochenlange Entwicklungszeit in ein neues Produkt investiert werden

Außerdem wird von der Durchführung eines inhouse Usability-Tests im Falle einer sehr speziellen Zielgruppe abgeraten, die deine Kollegen nicht repräsentieren können (z.B. Senioren oder Kinder).

Fazit

Ergreife die Initiative und veranstalte einfach selbst Usability-Tests mit deinen Kollegen. Natürlich werden dir auf Dauer die Probanden ausgehen. Im besten Fall wirst du dann aber schon so viele nützliche Erkenntnisse für das Produkt gesammelt haben, dass deine Firma den Nutzen professioneller Tests erkennt. Es hat schon einige Firmen gegeben die nach einem solchen Vorgehen bereit waren in professionelle Evaluierungen zu investieren.

Quellen